Blue Zones: Der Schlüssel zu einem langen & gesunden Leben – mit Marcus Lauk
Gibt es ein Geheimnis für ein langes gesundes Leben? Mit dieser Frage hat sich auch Marcus Lauk beschäftigt. Er verrät Dir, welche Erfahrungen und Eindrücke er, während seiner Reisen in die Blue Zones gesammelt hat. Doch woher kam Marcus Interesse an den Blue Zones und was zeichnet diese aus?
Hintergrund der Reise
Marcus gründete neben seinem Studium in Bereich Betriebswirtschaftslehre zwei Unternehmen. Ein Musikverlag und eine Musikproduktionsfirma und arbeitete Tag und Nacht. Schnell merke er, dass sich durch Stress, fehlende Bewegung und viel Fast Food, seine Figur veränderte und er stetig zunahm. Innerhalb von zwei Jahren waren es 27 Kilo, bis er an einem Punkt ankam, an dem er wusste, dass es so nicht weitergehen kann. Es muss sich etwas ändern! Aber wie? Nach mehreren nicht zufriedenstellenden Diäten entschied er sich aus der Musikbranche auszusteigen und Ernährungswissenschaften und Gesundheitsmanagement zu studieren. Marcus hat selbst erfahren, wie schwierig es ist einen gesünderen Weg einzuschlagen und kennt dadurch sowohl die Theorie als auch die Praxis. Die Reise, zurück zu sich selbst, war der Grund, wieso er sich auf die Reise um die Welt gemacht hat.
Blue Zones: Wo Menschen das Geheimnis der Gesundheit entschlüsseln
Insgesamt war Marcus zwei Jahre unterwegs und flog nach Okinawa, Sardinien, Ikaria und Loma Linda, um dort das Land und die Leute kennenzulernen. Wieso? Es handelt sich um verschiedene Regionen, in denen Menschen nicht nur überdurchschnittlich alt werden, sondern auch sehr lange gesund bleiben. Sogenannte Blue Zones. Er wollte herausfinden, wie die Menschen das Schaffen und was man von ihnen lernen kann. Lass uns gemeinsam eintauchen und Marcus auf seiner Reise in die Blue Zones begleiten.
Infografik: Die Blue Zones
Ikaria – Das Geheimnis der Gelassenheit
Marcus Reise auf die kleine griechische Insel Ikaria mit etwa 8000 Einwohnern führte ihn zu tiefen Einsichten über Gesundheit und Lebensstil. Bereits bei seiner Ankunft fiel ihm auf, dass die Menschen dort völlig andere Gewohnheiten und Einstellungen pflegen. Für die 70-80 Menschen, die zusammen mit ihm auf der Insel ankommen, stehen nur sieben bis acht Taxis zur Verfügung. Er und weitere übrige Reisende, die ebenfalls keins dieser Taxis erwischt haben, machen sich auf den Weg in ein kleines Café. Während er dort seinen „Greek Coffee“ trinkt, vergisst er die Zeit und genießt das Ambiente. Auf der Suche nach einem Zimmer, trifft Marcus auf nette Leute, die ihn in den nächsten Ort bringen, an dem er sich erneut in ein Café setzt und einen weiteren Kaffee genießt, denn „Zeit ist schließlich noch genug…“.
Das ist typisch für Ikaria (aus dem Buch „Stein Alt & Kern Gesund“ von Marcus Lauk):
- Den Dingen ihre Zeit lassen und geduldig bleiben
- Andere Menschen um Hilfe bitten
- Auf Netzwerke aus Verwandten und Bekannten zurückgreifen
Dank seiner neuen Bekanntschaft bekommt Marcus ein Zimmer. Er entscheidet sich zunächst, anzukommen, da ihn die Gelassenheit und zeitlose Lebensweise der Ikarier bereits beeinflusst haben. Auf einem Fest erfährt er, dass es sich um eine Feier zu Ehren eines Heiligen handelt und das diese an der Tagesordnung stehen. Die Tische waren voll mit Essen und Wein. Besonders die Salate sind Marcus im Gedächtnis geblieben. Mit Bohnen, Zucchini, Auberginen, Tomaten, Fenche und anderen Kräutern und Gemüse.
Religiöse Ernährungsvorschriften spielen eine besonders streng ausgeprägte Rolle. Es gibt viele Fastentage & Nahrungsmittelverbote. Fasten heißt nicht nur, dass bestimme Lebensmittel nicht gegessen werden dürfen, sondern auch, dass man zeitweise seine Kalorienzufuhr drosselt. Wieso genau das Fasten Sinn macht und was man unter Autophagie versteht, das erfährst Du hier.
Darum is(s)t Mittelmeer gesund (aus dem Buch „Stein Alt & Kern Gesund“ von Marcus Lauk):
- Die Feste feiern, wie sie fallen
- Abwechslungsreiche Salate mit frischen regionalen Zutaten genießen
- Öfter mal einen Fastentag einlegen
Marcus beschließt, sich einen Mietwagen auf Ikaria zu besorgen, um die Insel zu erkunden, was sich jedoch als Herausforderung herausstellt. Schließlich findet er ein fahrbares Auto und genießt die Fahrt durch die hügelige Landschaft. Auf dem Rückweg begegnet er einem alten Mann, Giorgios, der als Anhalter am Straßenrand steht. Er nimmt ihn mit, und trotz der Sprachbarriere zeigt Giorgios ihm mit Gesten den Weg nach Nas, wo sie in einer Taverne einkehren. Giorgios ist fast 90 Jahre alt, sieht jedoch deutlich jünger aus und ist immer noch als Imker in den Bergen tätig. Seine tägliche Routine besteht aus kilometerlangen Wanderungen zu seinen Bienenstöcken, ohne jegliche technische Hilfsmittel. Schon als Kind legte er weite Strecken zu Fuß zurück, begleitet von einem einfachen Proviant aus Brot und Ziegenkäse oder dem sogenannten „Ikaria Red Bull“ – Brot mit Rotwein und Olivenöl. Giorgios lebt seit jeher mit einer leicht kalorienreduzierten Ernährung, was ihn fit und schlank hält. Obwohl er regelmäßig Feste besucht und trotz der Möglichkeiten, sich an üppigem Essen zu bedienen, bleibt er diszipliniert und ist glücklich mit seiner Lebensweise, die ihm offensichtlich gut bekommt. Sein Leben steht im Kontrast zu den Diäten vieler Menschen in der westlichen Welt, die oft den Jo-Jo-Effekt erleben. Giorgios lebt dauerhaft mit einer leichten Kalorienrestriktion und bleibt dadurch fit, ohne Mangel zu leiden. Seine Nahrung kommt größtenteils aus der Natur, von seinem eigenen Honig, Gemüse, Kräutern und den Ziegen der Region, die sich von wildwachsenden Pflanzen ernähren.
So hält sich Giorgios fit (aus dem Buch „Stein Alt & Kern Gesund“ von Marcus Lauk):
- Viel Bewegung an der frischen Luft, bergauf, bergab, ganz ohne Stress
- Die bekannte Umgebung immer wieder neu entdecken und achtsam sein
- Regelmäßig weniger essen, als man könnte
Geogios Ernährung zeichnet eines aus: natürliche Antioxidantien. Sie können freie Radikale binden, wodurch eine oxidative Stressreaktion ausbleibt. Diese Art von Stress kann aber nicht immer vermieden werden, da sie schon beim Atmen oder auch beim Trinken und Essen entsteht. „Fakt ist, wer weniger isst produziert weniger oxidativen Stress.“ Dieser und beispielsweise auch Bewegungsmangel sowie eine ungesunde Ernährung sorgen dafür, dass sich Deine Telomere verkürzen, was wiederrum Deine Lebenserwartung mindert.
Damit Zellen rostfrei bleibe (aus dem Buch „Stein Alt & Kern Gesund“ von Marcus Lauk):
- Antioxidantien in natürlicher Form über die Nahrung aufnehmen (Gemüse, Obst, Kräuter, Kaffee)
- Vorsicht bei Produkten mit künstlichen Antioxidantien
Loma Linda – die Kraft des Glaubens und der gesunden Ernährung
Bevor sich Marcus nach Loma Linda mit ca. 20.000 Einwohnern begibt, beginnt seine Reise in Los Angeles. Er hat einen Termin mit Charles Glass, erfolgreicher Bodybuilder und heute Personal-Trainer von der Hollywood-Prominenz, Footballern und Basketballern. Nach 60 Minuten Coaching, war er körperlich am Ende und musste knappe zweieinhalb Tage im Bett verbringen. Nachdem der Muskelkater nachgelassen hatte informierte Marcus sich an Loma-Linda-Universität (LLU), um Näheres über die Adventist Health Study (Langzeit-Gesundheitsstudie der Adventisten) in Erfahrung zu bringen. Er bekam tatsächlich einen Termin bei Dr. Gary Fraser, dem Leiter der Studie. Angekommen in Loma Linda stellte Marcus fest, dass einiges an L.A. erinnert, es gibt doch einen bedeutenden Unterschied. Hier in Loma Linda geht es stiller und gemütlicher zu. Viele Kirchen, Plätze mit Bänken und viele grüne Flächen. Vor seinem Termin gerät er in einen Gottesdienst der Adventisten, oder eher ein Come Together. Er spürt sofort, dass die soziale Gemeinschaft ein Element ist, das praktisch in keiner Langlebigkeitszone fehlt und wichtig ist für ein langes, gesundes Leben. Bei der weiteren Erkundung der Stadt stößt Marcus immer wieder auf Leitsprüche. „We don´t treat diseases, we treat people“ oder „It takes a team to fight a disease“. Für die Menschen verknüpft sich das Bewusstsein über die eigene Gesundheit mit einer ökologischen Sicht. Beispiel: Übermäßiger Fleischkonsum wird nicht nur mit Übergewicht in Zusammenhang gebracht, sondern auch mit den kostbaren Ressourcen unseres Planeten.
Das ist typisch für Loma Linda (aus dem Buch „Stein Alt & Kern Gesund“ von Marcus Lauk):
- Grüne >Inseln< inmitten der Stadt für Atempausen nutzen
- Durch gesunde, maßvolle Ernährung die eigene Gesundheit bewahren und zugleich die Ressourcen des Planeten schonen
Wer regelmäßig mindestens fünf Mal pro Woche eine Handvoll Nüsse isst, senkt sein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich. Diese Erkenntnis stammt aus der Adventist Health Study, die von Dr. Fraser und seinem Team an der Universität Loma Linda durchgeführt wurde. Über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren wurden die Lebensgewohnheiten der Teilnehmer untersucht. Das Ergebnis: Der regelmäßige Konsum von Nüssen trägt entscheidend zur Gesundheit bei.
Interessanterweise sind nicht nur echte Nüsse, wie Walnüsse, Haselnüsse oder Macadamianüsse, von Vorteil, sondern auch sogenannte "unechte" Nüsse, wie Mandeln, Pistazien oder Cashewnüsse. Diese Nussarten teilen viele gesundheitsfördernde Eigenschaften. Sie sind reich an Eiweiß und Fett – besonders an gesunden, ungesättigten Fettsäuren, die den schädlichen LDL-Cholesterinspiegel senken und das gesunde HDL-Cholesterin fördern. Trotz ihres hohen Kaloriengehalts sättigen Nüsse schnell, und ein Teil ihrer Fette wird vom Körper gar nicht aufgenommen, was sie zu einer relativ figurfreundlichen Nahrung macht.
Zusätzlich enthalten Nüsse viele Ballaststoffe und fördern die Wärmeproduktion des Körpers, wodurch Energie verbrannt und nicht als Fett gespeichert wird. Neben der positiven Wirkung auf den Cholesterinspiegel bieten Nüsse einen hohen Anteil an Vitamin E, das für die Zellerneuerung wichtig ist, entzündliche Prozesse hemmt und freie Radikale bekämpft. Nüsse helfen außerdem, den Blutdruck zu senken und das Risiko von Diabetes und Parkinson zu reduzieren.
Trotz all dieser gesundheitlichen Vorteile verzehren die Deutschen im Schnitt nur drei bis vier Gramm Nüsse pro Tag, weit weniger als die empfohlenen 40 Gramm. In Kalifornien, wo die Adventist Health Studies durchgeführt wurden, gehören Nüsse dagegen zum festen Bestandteil der Ernährung und tragen nachweislich zu einem längeren und gesünderen Leben bei.
Doch was genau unterscheidet die Adventisten von den anderen US-Amerikanern. Durch die Adventist Mortality Study konnte herausgefunden werden, dass Männliche Adventisten durchschnittliche 6,2 Jahre länger leben als andere US-Amerikaner. Bei Frauen waren es 3,7 Jahre. Sowohl das Herz- und Krebserkrankungsrisiko war drastisch niedriger. Die Hauptgründe der Langlebigkeit waren zum einen Nichtrauchen, Alkoholabstinenz, geringer Fleischkonsum, regelmäßiger Verzehr von Nüssen, viel Bewegung und kein Übergewicht. Die Ernährungsempfehlungen lauten: Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Tomaten, Sojamilch sowie viel Wasser.
Loma Lindas Lieblingskost (aus dem Buch „Stein Alt & Kern Gesund“ von Marcus Lauk):
- Nüsse senken das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Neben Nüssen häufig Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und Tomaten auf den Tisch bringen
- Sojamilch (statt Kuhmilch) verwenden so viel wie Wasser
Bei dem Gespräch mit Dr. Gary Fraser wird Marcus sehr schnell klar, dass er es sich nicht nur um dessen Beruf handelt, sondern auch um seine Berufung. Laut Dr. Fraser sollte es beim Thema Ernährung kein schwarz und weiß geben, sondern Tendenzen – von eher guten und eher schlechten Nahrungsmitteln, von „Überlebensmitteln‘ und “Ablebensmitteln“. Gute Lebensmittel bringen Dich weiter, schlechte ein bisschen weiter Richtung Tod. Zufrieden, nach einem langen Gespräch, verlässt Marcus das Büro mit vielen neuen Anregungen, Ideen und Ratschlägen. „Guter Rat muss nicht immer teuer sein.“
Glücklich wie Gary Fraser (aus dem Buch „Stein Alt & Kern Gesund“ von Marcus Lauk):
- Authentisch sein und Äußerlichkeiten nicht überbewerten
- Sich Zeit für Gespräche nehmen für Gespräche, gern und viel lachen
- Ernährung entspannt sehen: sich kleine „Sünden“ erlauben, insgesamt mehr Schritte in die richtige Richtung machen als an die falsche
Die Siebten-Tag-Adventisten vermeiden einige Nahrungsmittel und befolgen biblische Speisegebote. Schwein, Kaninchen und Schalentiere werden nicht gegessen. Viele Verzichten auch ganz auf Fleisch aus „Respekt vor der Schöpfung und Sorge um den Körper.“ Marcus fand heraus, dass unter den Adventisten von Loma Linda ca. 50 Prozent vegetarisch leben und das deren Lebenserwartung signifikant höher ist als bei den nicht Vegetariern. Grundsätzlich findet er jedoch, dass es auf die Qualität und Quantität beim Fleischkonsum ankommt.
Okinawa – Die Insel der Hundertjährigen
Der nächste Ort auf Marcus Liste ist Okinawa. Vor einem halben Jahr hielt er bereits ein Flugticket nach Japan in den Händen, doch das Große Tohoku-Erdbeben am 11. März 2011 und die Fukushima-Katastrophe zwangen ihn, seine Reise nach Okinawa zu verschieben. Obwohl Okinawa 1.700 Kilometer vom Unglücksort entfernt liegt, wäre der Flug zunächst nach Tokio gegangen, wo Nachbeben befürchtet wurden. Ein halbes Jahr später bucht er erneut und macht sich auf die Reise. Nach 17 Stunden Flug erreicht er Naha, die Hauptstadt der Präfektur Okinawa. Schon am Flughafen merkt er, dass er in einer anderen Welt gelandet ist – Japan ist auffallend anders als Europa. Der Jetlag setzt ihm schwer zu, und er fühlt sich tagsüber müde, während er nachts hellwach ist. Kuriositäten wie Raucherräume drinnen und eiskalte Busse bei 30 Grad Außentemperatur verwundern ihn. Das Leben in Japan ist bunt, schrill und voller Automaten, die skurrile Produkte wie kalten Kaffee und Vitamin-C-Sirup anbieten. Auch das Schönheitsideal ist anders – viele Passanten tragen Sonnenschirme, um ihre helle Haut zu schützen. Trotz dieser Unterschiede lässt sich Marcus auf die fremde Kultur ein und erkundete die Stadt zu Fuß, fasziniert von der bunten und eigenwilligen Welt, die ihn umgibt.
Auf seiner Reise hat er drei Begriffe, die seit Generationen den Alltag der Menschen auf Okinawa prägen, kennengelernt: Moai, Hara hachi bu, Ikigai.
Moai:
Heißt so viel wie „lebenslanger Freundeskreis“, „Solidargemeinschaft“ oder „soziales Unterstützungsnetzwerk“. Die Okiwaner treffen sich so oft es geht zum Tee, tauschen sich aus und helfen sich gegenseitig, wobei auch immer. Denn: „Wer einsam und auf sich allein gestellt durch die Stromschnellen des Lebens schwimmen will, geht möglicherweise darin unter, wer sich auf andere verlassen kann, hat bessere Chancen, heil durchzukommen.“
Hara hachi bu:
Ist eine konfuzianisch inspirierte Weisheit, die so viel bedeutet wie: „Iss nur so viel, bis Dein Magen bis zu 80% voll ist.“ Viele Okiwaner sagen den Spruch – wie eine Art Gebet- vor dem Essen auf. Der Merksatz hat seinen Ursprung in den Zeiten der Not, denn es war damals für sie keine Besonderheit, dass die Lebensmittel knapp waren. Die Folge? Kalorienrestriktion als Überlebensprogramm. Dadurch verfügen sie über ein genaues Gefühl für Hunger, Nahrung und Sättigung – Übergewicht ist ein Fremdwort.
Ikigai:
Der Grund, warum man morgens aufsteht, die Lebensaufgabe, der man sich widmet. Ein Bewusstsein für Ikigai zu haben, führt zu mehr Wohlbefinden und Lebensfreude. Und das wiederum wirkt sich tatsächlich auf den Körper und seinen Gesundheitszustand aus.
Auf Okinawa läuft alles ein bisschen langsamer, sogar die automatischen Türen. Sie öffnen sich zwar von selbst, aber so gemächlich, dass man leicht dagegen Laufen könnte, wenn man im normalen Tempo geht. Dieses entspannte Tempo ist typisch für die Insel und wird als „Okinawa Time“ bezeichnet. Viele Veranstaltungen und Termine beginnen hier oft erst 15 Minuten später als geplant. Auch der Alltag ist gemächlich: In der Stadt Naha ist morgens kaum jemand unterwegs, Fitnessstudios öffnen erst ab 9 Uhr und Frühstück gibt es oft nur verspätet. Selbst in Hotels stößt Marcus auf Herausforderungen – wie Fenster, die sich eigentlich nicht öffnen lassen. Mit etwas Geduld und Durchhaltevermögen hat er es geschafft frische Luft ins Zimmer zu bekommen, obwohl das eigentlich verboten war. „Okinawa Time“ bedeutet also, alles läuft ein bisschen langsamer, aber am Ende klappt es doch!
Der Rhythmus der Insel (aus dem Buch „Stein Alt & Kern Gesund“ von Marcus Lauk):
- Morgens ruhig und entspannt in den Tag starten
- Alles langsam angehen, viel Zeit einplanen
- Es mit der Pünktlichkeit nicht ganz so genau nehmen
Am 5ten Tag wacht Marcus endlich ohne Jetlag auf und blickt aus dem Hotelzimmer auf eine Baustelle. Dort stoppen die Arbeiter plötzlich ihre Tätigkeiten, bilden einen Kreis und machen unter Anleitung eines „Vorturners“ Gymnastik. Betriebliches Gesundheitsmanagement auf Japanisch – für Europäer eher ungewohnt. Marcus stellt bei seinen kulinarischen Entdeckungen schnell fest, dass viele Vorstellungen über die japanische Küche falsch sind.
- Erstens: Die Japaner essen nicht nur Reis. Reis wird in kleinen Mengen als Beilage serviert, aber die Hauptkalorien stammen aus Eiweißen und Fetten, nicht aus Kohlenhydraten.
- Zweitens: Es wird nicht nur roher Fisch gegessen. Auf Okinawa gibt es auch viel Gebratenes und Gekochtes.
- Drittens: Schweinefleisch ist, neben Fisch, ein fester Bestandteil der okinawanischen Küche, ebenso wie Süßkartoffeln, die seit dem 17. Jahrhundert eine zentrale Rolle in der Ernährung spielen. Diese Ernährungsweise, mit ihrem hohen Anteil an Nährstoffen, insbesondere aus Süßkartoffeln, hat maßgeblich zur hohen Lebenserwartung auf Okinawa beigetragen.
Jenseits von Täglich Sushi (aus dem Buch „Stein Alt & Kern Gesund“ von Marcus Lauk):
- Rohkost und Gebratenes/Gekochtes in ausgewogenem Verhältnis zu sich nehmen
- Neben Fisch auch etwas Schwein sowie Tofu, Süßkartoffel und Bittermelone auf den Speiseplan setzen, Reiß bloß als Beilage
Die Küche Okinawas unterscheidet sich stark von der traditionellen japanischen Küche. Besonders auffällig ist der hohe Anteil an Schweinefleisch, oft mit viel Fettrand, sowie die Bittermelone, die hier Goya genannt wird. Dieses Kürbisgewächs ist für seine gesundheitlichen Vorteile bekannt, insbesondere zur Senkung des Blutzuckerspiegels. Ein klassisches Gericht der Insel ist Goya Champuru, ein Mischgericht mit Bittermelone als Hauptzutat. Auch Fu Champuru, ein Weizenprodukt, das als pflanzliche Eiweißquelle dient, ist weit verbreitet. Suppen sind ein fester Bestandteil der Mahlzeiten, obwohl einige für westliche Gaumen gewöhnungsbedürftig sind, wie die Asa Soup aus Algen oder die Squid Ink Soup mit Tintenfisch. Besonders beliebt ist fermentierter Tofu, der gesundheitliche Vorteile bietet, wie die Senkung des Cholesterinspiegels und die Vorbeugung von Krebserkrankungen.
Marcus ist fasziniert von Ogimi, einem Dorf, das für seine langlebigen Bewohner bekannt ist. In einem Restaurant entdeckt er die Frische der lokalen Küche, die oft direkt aus dem Garten auf den Tisch kommt. Emiko, eine ältere Einheimische, zeigt ihm die Bedeutung von Einfachheit, Frische und Bescheidenheit in der okinawanischen Küche und Lebensweise. Diese Kombination von Tradition und Natur fördert das Wohlbefinden und die Langlebigkeit der Inselbewohner.
Reich an Leben wie Emiko (aus dem Buch „Stein Alt & Kern Gesund“ von Marcus Lauk):
- Obst und Gemüse direkt aus dem eigenen Garten in der Küche verarbeiten, nur kurz erhitzen
- Die Frische der Zutaten für sich sprechen lassen
- Unter allen Umständen den Respekt vor dem Leben bewahren, einfach und bescheiden bleiben
Marcus erkannte schnell, dass die Herzlichkeit der Menschen auf Okinawa mehr als nur eine kulturelle Floskel war – sie war echt und tief verwurzelt. Die Kultur auf der Insel ist jedoch zerrissen, geprägt von einer Mischung aus Überlieferung und Globalisierung. Ihm wurde klar, wie wichtig Traditionen für die Lebenserwartung und das Wohl der Menschen in Langlebigkeitszonen wie Okinawa sind. Trotz technischer Fortschritte, die weltweit das Leben verlängern, sinkt die Lebenserwartung auf Okinawa. Zwar bringt der Fortschritt Vorteile, doch der Verlust traditioneller Ernährungs- und Lebensweisen hat negative Folgen. Moderne Nahrungsmittel wie Fast Food und Fertiggerichte fördern Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Probleme. Die 100-Jährigen von Okinawa, Ikaria und Sardinien wuchsen in ärmlichen Verhältnissen auf, was sie zu Überlebenskünstlern machte. Heute sollten wir den Fortschritt mit den bewährten Traditionen kombinieren, um ein längeres und gesünderes Leben zu führen.
Sardinien – Wo Männer am ältesten werden
Marcus Reise nach Sardinien startet anders, als es er gedacht hätte. Ihm fällt zuerst auf, dass er keine Kreditkarte dabeihat und anschließend gibt es Verständnisprobleme bei der Unterkunftssuche, da Englisch hier nicht weit verbreitet ist. Er erkundet die Bergdörfer und in Fonni, dem höchstgelegenen Dorf Sardiniens, trifft er fast ausschließlich ältere Männer an, die herumsitzen und sich nur sehr sparsam unterhalten. In einem Café fällt ihm sofort die Fotoserie „Old Superheroes“ auf, bei der es sich um Portraits von besonders alten Männern handelt. Hier in den Bergen Sardiniens wird das Alter gefeiert.
Nach einem weiteren Aufenthalt in Orgosolo wird Marcus bewusst, dass hier Slow Food statt Fast Food, familiär statt anonym, traditionell statt modern, zeitlos statt rastlos und Zeit schenkend statt raubend, im Vordergrund steht.
Typisch für Berg-Sardinien (aus dem Buch „Stein Alt & Kern Gesund“ von Marcus Lauk):
- Zu seinen Werten und Überzeugungen stehen
- Humorvoll dem
trotzen, das Alter feiern
Sein nächster Stopp ist Arzana. Während eines Einkaufs trifft er auf Rudi, der zufälligerweise auch Deutsch spricht. Rudi kennt hier alle und jeden, und nachdem Marcus ihm von seinem Interesse an den Zonen der Langlebigkeit erzählt hat, lädt Rudi ihn ein, ihm alles zu zeigen, was man in Sardinien unbedingt gesehen haben muss. Ganz oben in den Bergen treffen sie auf Mundica und Salvatore, die seit gut einem halben Jahrhundert ihren Hof bewirtschaften und eigenen Käse (Pecorino) herstellen. Er erfährt, dass die Schafe sich hier noch von natürlichem Futter ernähren, wodurch ein deutlich höherer Omega-3-Fettanteil in der Milch vorliegt. Zudem enthält sie viel Tryptophan, eine Aminosäure, aus der der Körper Serotonin bildet. Serotonin gibt wiederum den Grundstoff für Melatonin (Schlafhormon) ab. Mundica und Salvatore erzählen Marcus, dass sie sehr viel Obst und Gemüse selbst anbauen und mit Freunden und Nachbarn tauschen, sie kaufen nur wenig in Geschäften.
Sardische Selbstversorger (aus dem Buch „Stein Alt & Kern Gesund“ von Marcus Lauk):
- Traditionelle regionale Spezialitäten zu Hause zubereiten
- Sich an Obst und Gemüse der Saison satt essen
- Lebensmittel und Dienstleistungen tauschen mit Nachbarn und Freunden
Ein paar Tage später trifft Marcus erneut auf Rudi, sie gehen zu einem Familienfest auf dem Weingut. Er wird herzlich von jedem begrüßt und eine lange Tafel mit einer Menge Weinflaschen, Gläsern, Pecorino, Hirtenbrot und Gemüse erwartet ihn. Besonders spannend ist der Rotwein, besser gesagt ein bestimmter Inhaltsstoff. Resveratrol. Dabei handelt es sich um ein sekundären Pflanzenstoff, der in einigen und Obst- und Beerensorten vorkommt. Es wirkt antioxidativ und entzündungshemmend und beugt dadurch Erkrankungen wie Arteriosklerose und Demenz vor. Übrigens hat Resveratrol die gleiche Wirkung wie die Kalorienrestriktion von Giorgios auf Ikaria. Die Zufuhr von Resveratrol aktiviert das Enzym Sirtuin. Es repariert beschädigte DNA und lässt die Zellen damit länger leben.
Während des Festes fallen Marcus zwei Dinge besonders auf. Zum einen: Familie ist das Ein und Alles. Mehrere Generationen sitzen an einem Tisch, die Ältesten haben ihre „Ehrenplätze“ und alle verstehen sich. Zum anderen: Die Sarden sind sehr glücklich und zufrieden, vergleichen sich nicht ständig mit anderen und sagen JA zum eigenen Leben.
Inneren Frieden finden (aus dem Buch „Stein Alt & Kern Gesund“ von Marcus Lauk):
- Täglich ein Glas guten Rotwein trinken und dank sekundärer Pflanzenstoffe gesund bleiben
- Die Familie an erste Stelle setzen, den Zusammenhalt zwischen den Generationen pflegen
- Ja sagen zum eigenen Leben, sich nicht mit anderen vergleichen
Er fährt weiter durch das sardische Hochland, neugierig, auch die Strandregionen zu erkunden. Sein Leihwagen macht seltsame Geräusche, die er jedoch gelassen ignoriert – die entspannte Lebensweise der Bergsarden hat ihn schon verändert. Hier werden die Menschen 80, 90, ja sogar 100 Jahre alt, ohne sich je über Kalorien Gedanken zu machen. Sie genießen fettreichen Käse, Wildschweinschinken und kräftigen Wein, ohne auf ihre Figur zu achten, und dennoch sind sie kaum übergewichtig. Die traditionsbewussten Altsarden essen nur, wenn sie hungrig sind, und genießen hochwertige, regionale Produkte. Anders als in seiner Heimat stopfen die Menschen hier nicht aus Stress oder Frust ungesunde Industrienahrung in sich hinein. Stattdessen gibt es auf Sardinien keinen Gegensatz zwischen Genuss und Gesundheit.
Eine allgegenwärtige Süßspeise ist Torrone, ein Nougat aus Honig, Eiweiß und Mandeln, der oft seine einzige Verpflegung auf langen Fahrten durch das verschlafene Landesinnere ist. Torrone, vor allem mit hohem Nussanteil, liefert wichtige Omega-3-Fettsäuren, die in den Bergen kaum über Fisch, sondern über Ziegenfleisch, Pecorino und Nüsse aufgenommen werden. Als er in die tiefen gelegenen Regionen kommt, bemerkt er den Kontrast: Das Leben wird mediterraner, belebter und touristischer. Doch eines bleibt klar: In den Bergen lebt man länger als am Strand.
Inneren Frieden finden (aus dem Buch „Stein Alt & Kern Gesund“ von Marcus Lauk):
- Nur essen, wenn man Hunger hat, und sich mit ganzer Aufmerksamkeit den Mahlzeiten widmen
- Hochwertige Lebensmittel zu sich nehmen, die zugleich Genussmittel sind
Zusammenfassung
Nach all diesen Information haben wir für Dich die auffälligsten Gemeinsamkeiten einmal zusammengefasst.
Infografik: Gemeinsamkeiten der Blue Zones
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Quellen & zum Weiterlesen
Lauk, M. (2014). Stein Alt & Kern Gesund. Draksal Fachverlag GmbH.
https://www.age.mpg.de/was-sind-blaue-zonen