Resveratrol: Von der Weintraube zum Langlebigkeitsbooster?
Die Natur liefert uns viele Substanzen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken können. Dazu zählen Omega-3-Fettsäuren aus Fisch, Coenzym Q10 aus Fleisch und Sulforaphan aus Kreuzblütlergemüse wie Brokkoli – sie alle tragen womöglich auch zu einer gesünderen Alterung bei. Bei dieser Aufzählung darf aber ein besonderer Stoff nicht fehlen: Resveratrol. Er soll in direkter Verbindung mit dem „Französischen Paradox“ stehen – der Begriff bezieht sich auf die Tatsache, dass Franzosen trotz fettreichem Essen eine geringere Herzerkrankungsrate als Personen in Deutschland aufweisen. Doch taugt Resveratrol tatsächlich als Langlebigkeitsstoff und wie kann er optimal in die Ernährung eingebracht werden?
Was ist Resveratrol?
Bei Resveratrol handelt es sich um eine Verbindung, die zu den Polyphenolen zählt, also zu den sekundären Pflanzenstoffen. Polyphenole werden wiederum in weitere Gruppen unterteilt, wie Flavonoide oder Anthocyane – Resveratrol gehört hier den Stilbenen an. Resveratrol ist aber nicht gleich Resveratrol, denn der chemische Aufbau bestimmt darüber, ob es sich um cis-Resveratrol oder trans-Resveratrol handelt. Trans-Resveratrol ist vielen Menschen eher ein Begriff, denn es kommt häufiger in der Natur vor, es gilt als stabiler. Resveratrol hat eine wichtige Bedeutung in der Pflanzenwelt. Gewächse stellen die Substanz als Schutzstoff her, um sich insbesondere vor Pilzinfektionen zu bewahren.
Chemische Strukturen von ResveratrolResveratrol: Welche Wirkung hat die Substanz auf den Menschen?
Der Pflanzenschutzstoff hat ein großes Potenzial mit Blick auf die menschliche Gesundheit, denn er gilt als Antioxidans. Dabei handelt es sich um Substanzen, die freie Radikale unschädlich machen können, die beispielsweise durch Umweltbelastungen oder UV-Licht, aber auch durch normale Stoffwechselprozesse im Organismus entstehen.
Folgende Wirkungen werden Resveratrol nachgesagt:
- Resveratrol ist gut für das Herz-Kreislaufsystem: Der sekundäre Pflanzenstoff setzt hier scheinbar an gleich mehreren Stellen an. Resveratrol beteiligt sich an der Weitstellung der Blutgefäße – das entspannt das Herz-Kreislaufsystem und die Muskulatur der Gefäße. Außerdem wurde in Studien nachgewiesen, dass die Substanz die Bildung von Entzündungsfaktoren hemmt, die wiederum mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung stehen. Des weiteren könnte Resveratrol dabei helfen, Defekte an Blutgefäßen zu verhindern und das „schlechte“ Cholesterin LDL zu senken. Nicht zuletzt wird dem Pflanzenstoff nachgesagt, Blutgerinnseln vorzubeugen.
- Resveratrol unterstützt den Darm: Resveratrol und die zugehörigen Abbauprodukte besitzen Untersuchungen zufolge regenerative Eigenschaften, die im Darm bei der Aufnahme von Makro- und Mikronährstoffen helfen. Außerdem tragen die Effekte zur Stärkung der Darmbarriere bei, indem sie die Produktion von Tight-Junction-Proteinen fördern, die die Darmwand zusammenhalten.
- Resveratrol-Wirkung betrifft auch das Gehirn: Untersuchungen an Tieren zeigen, dass der Pflanzenschutzstoff der Entstehung kleiner Eiweißablagerungen im Gehirn vorbeugen bzw. deren Abbau unterstützen kann. Das ist eine sehr wichtige Entdeckung, denn die Ablagerungen, die sogenannten Beta-Amyloidplättchen, sind an der Entwicklung von Alzheimer beteiligt.
Gut zu wissen!
Studien deuten auf noch mehr Effekte von Resveratrol hin, hier konnte der Stoff beispielsweise den Blutzuckerspiegel senken und die Insulinsensitivität verstärken. Allerdings wurden viele Untersuchungen an Tieren durchgeführt oder an einer kleinen Personengruppe – in der Regel lassen sich davon keine Handlungsempfehlungen ableiten. Am besten findest Du also selbst heraus, ob und wie Resveratrol Dein Wohlbefinden beeinflusst.
So unterstützt die Resveratrol-Wirkung die Langlebigkeit
Schon seit vielen Jahren beschäftigt sich die Wissenschaft intensiv mit der Erforschung der Longevity, also der Langlebigkeit. Dabei geht es nicht nur darum, herauszufinden, warum Menschen ungewöhnlich lange leben, sondern auch wie die Gesundheitsspanne ausgedehnt werden kann. Resveratrol könnte Menschen dabei helfen, möglichst lange gesund zu bleiben, während sie den natürlichen Alterungsprozess durchlaufen. Zum einen klappt das womöglich durch die bereits oben erwähnten Resveratrol-Wirkungen – entscheidend sind hier vor allem die potentiellen Effekte auf das Herz-Kreislaufsystem und die entzündungshemmenden Eigenschaften. Wie Du bestimmt weißt, stehen viele Erkrankungen mit chronischen Entzündungen in Verbindung, so zum Beispiel chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Autoimmunerkrankungen und sogar Krebs. Resveratrol könnte Dich aber noch auf einem anderen Weg zu einer Langlebigkeit begleiten: Die Substanz kann nämlich das Protein Sirtuin-1 aktivieren, das zu einer Verlangsamung von Alterungsprozessen in den Zellen führt. Bereits im Jahr 2013 haben Forscher in einer Studie belegt, an welcher Position Resveratrol am Sirtuin-1-Molekül bindet und wie es die dreidimensionale Struktur verändert, umso die Aktivität des Proteins zu steigern. Kurzum: Resveratrol arbeitet Hand in Hand mit einem entscheidenden Langlebigkeitsprotein.
Stichwort Bioverfügbarkeit – wie gut nimmt der Körper Resveratrol auf?
Wenn Du Lebensmittel mit Resveratrol isst, nimmt Dein Körper etwa 70 bis 90 % der enthaltenen Menge auf. Das Navigieren durch den Organismus stellt kein Problem dar: Der Pflanzenschutzstoff überwindet die Darmwand einfach und geht in die Blutbahn über. Transporteiweiße leiten die Substanz nun zu Deiner Leber – hier findet der chemische Umbau statt. An dieser Stelle gibt es eine kleine Ernüchterung: Nur etwa ein Prozent der aufgenommenen Resveratrolmenge ist am Ende verfügbar. Trotzdem sind viele Experten der Ansicht, dass absorbiertes Resveratrol bei den Langlebigkeitszielen unterstützen kann. Übrigens: Forscher vermuten, dass die gleichzeitige Aufnahme von Resveratrol und einem Probiotikum die Bioverfügbarkeit des Pflanzenstoffs erhöhen kann.
Diese Lebensmittel enthalten Resveratrol
Resveratrol hat auch Dein Interesse geweckt? Dann gibt es mehrere Möglichkeiten, die Substanz in Deinen Alltag einzubringen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) rät zu einer maximalen Verzehrmenge von 150 mg täglich. Doch keine Sorge, diese Menge überschreitest Du mit Lebensmitteln wohl kaum, denn beispielsweise gute Quellen, wie rote Johannisbeeren, enthalten gerade mal 1,5 Milligramm pro 100 g – Du müsstest also mehr als zehn Kilo Johannisbeeren essen.
Folgende Lebensmittel enthalten Resveratrol:
- Rote Trauben
- Roter Traubensaft
- Johannesbeeren
- Pflaumen
- Maulbeeren
- Jackfrüchte
- Erdnüsse
- Pistazien
- Tomaten
- Schwarze Oliven
- Rhabarber
- Kakao
- Soja
- Äpfel
Resveratrol - kurz zusammengefasst
Resveratrol ist ein interessanter Pflanzenstoff, der Gewächse vor Pilzinfektionen schützt. Auch für den Menschen hält die Substanz einige positive Effekte bereit: Studien legen Resveratrol beispielsweise als Entzündungshemmer nahe. Außerdem kann es die kardiovaskuläre Gesundheit und das Gehirn unterstützen. Aufsehen erregte Resveratrol als Forscher herausfanden, dass es ein besonderes Langlebigkeitsprotein, das Sirtuin-1-Molekül, aktiviert. Die Aufnahme von Resveratrol gelingt mit einem besonderen Genussmittel: Rotwein. Außerdem enthalten Lebensmittel wie Traubensaft, Pflaumen oder Maulbeeren die Substanz.
Quellen
Polyphenole | Gesundheitsportal
Red wine and resveratrol: Good for your heart? - Mayo Clinic
Health Benefits of Resveratrol — And Should You Take It? (clevelandclinic.org)
Darmmikrobiom und Resveratrol - sportärztezeitung (sportaerztezeitung.com)
Rotweinbestandteil Resveratrol wirkt entzündungshemmend bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen | Kommunikation und Presse (KOM) (uni-mainz.de)
Chen Y, Shi GW, Liang ZM, Sheng SY, Shi YS, Peng L, Wang YP, Wang F, Zhang XM. Resveratrol improves cognition and decreases amyloid plaque formation in Tg6799 mice. Mol Med Rep. 2019 May;19(5):3783-3790. doi: 10.3892/mmr.2019.10010. Epub 2019 Mar 6. PMID: 30864708.Chronische Entzündung und Krebs (dkfz.de)
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Resveratrol and diabetes: from animal to human studies - ScienceDirect_pdf (jst.go.jp)
Man AW et al. Resveratrol and the interaction between gut microbiota and arterial remodelling. Nutrients. 2020;12(1):119.
Resveratrol ein multifunktionales Polyphenol | Stiftung Orthoknowledge
EFSA opinion on the safety of synthetic resveratrol vom 15.12.2015 (bund.de)